Genf: Riche gauche | Die Weltwoche, Ausgabe 41/2004
Genf
Riche gauche
Wie verrückt die Welt ist, sieht man sehr schön in Genf: Die
fantastisch reichen Einwohner werden von einem Kommunisten regiert, die
Wirtschaft boomt, der Grosse Rat pöbelt. Da lächelt der Scheich.
Von Stéphane Bussard
Anfang August herrschte Hochbetrieb in
Genf. Die Stadt am Lac Léman, die von einem recht einträglichen
Sommertourismus profitiert, kehrte ihren sonst eher versteckten Reichtum
hervor. Die Restaurant-Terrassen quollen über von arabischer
Kundschaft, die zwar weniger zahlreich war als die letzten Jahre, aber
immer noch grossen Geschmack findet an der Genfer Diskretion. Insgesamt
werden die Gäste aus den Golfstaaten, die etwa zwölf Prozent der
Sommertouristen stellen, dieses Jahr aber weniger Geld in den Kassen des
Detailhandels und der Hotellerie zurücklassen. Christian Rey, der
Präsident des Genfer Fremdenverkehrsvereins, schätzt den Rückgang auf
drei Prozent für die Periode Juli bis August. Die paar Prozentpunkte
scheinen vernachlässigbar, doch wenn sie auf die Millionenumsätze
umgerechnet werden, stellen sie einen beträchtlichen Verlust dar. Die
Zahl der Übernachtungen ging um zehn bis fünfzehn Prozent zurück, ganz
besonders in den Genfer Grandhotels. Das ist umso ernüchternder, als in
den zwei vorangegangenen Jahren ein richtiger Ansturm der arabischen
Kundschaft zu verzeichnen war. Im Jahr 2002 brachte der Schweizer
Aufenthalt von König Fahd von Saudi-Arabien und seines
dreihundertköpfigen Hofstaates Genfs Wirtschaft spektakuläre
Mehreinnahmen: insgesamt fast 100 Millionen Franken.
Auch wenn
einige Saudis diesen Sommer lieber in Beirut als in Genf verbrachten,
bleiben die Araber sehr präsent am Léman. Mehrere Fünfsternehotels sind
im Besitz von Investoren vom Golf. So wurde das berühmte «Hôtel des
Bergues» vor zwei Jahren für 120 Millionen von Prinz al-Walid Bin Talal,
dem Neffen von König Fahd, gekauft. Mit dem «Intercontinental», wo bei
Genfbesuchen meistens die Staatschefs absteigen, wurde ein anderer
traditionsreicher Palace das Eigentum von Abdul Aziz al-Suleiman, dem
ehemaligen Vizefinanzminister von Saudi-Arabien. Und erst neulich wurde
das «Noga Hilton» an einen weiteren Saudi für 300 Millionen verkauft.
Für
den Aussenstehenden ist Genf eine vollkommen unverständliche Stadt.
Hier leben 20 Milliardäre (in Dollars), was bei einer Bevölkerung von
knapp 470000 (Agglomeration Genf) vermutlich weltweit die höchste Dichte
an reichen Leuten bedeutet. London bringt es auf 40 – zählt dabei aber
rund 7 Millionen Einwohner. Gleichzeitig ist Genf eine sehr linke Stadt –
zudem völlig unübersichtlich links. Hier spielt neben der SP die
Alliance de gauche aus ehemaligen Kommunisten und anderen linken
Dissidenten seit Jahren eine entscheidende Rolle – während die
Bürgerlichen sehr effizient über sich herfallen. Mit dem einen Resultat,
dass die FDP in Genf bloss noch auf dem Papier besteht. Die
Organisation ist praktisch zusammengebrochen.
Schliesslich ist
Genf nur zum Teil eine schweizerische Stadt – der grösste amerikanische
Klub der Schweiz ist hier beheimatet. Uno, WTO, WEF und zahllose andere
internationale Organisationen sorgen dafür, dass die Zahl der
sogenannten Expats – hochqualifizierte Fremdarbeiter – konstant hoch
bleibt. Genf ist insbesondere bei Uno-Mitarbeitern, die eine Familie
haben, sehr beliebt. Während man in jungen Jahren gerne im Hauptsitz am
East River in New York arbeitet, lassen sich viele an die Rhone
versetzen, wenn es gilt, für die Kinder ein bezahlbares Haus (im nahen
Frankreich) und bezahlbare Schulen zu finden. Nicht zuletzt schätzt man
die grosse Sicherheit am Genfersee. Doch die internationalen Beamten
sind nicht die einzigen erwünschten Ausländer: Insbesondere für die
Araber war Genf für Jahrzehnte die erste Adresse in Europa. Hier
unterhielt man ein opulentes zweites Heim, genoss die Freuden der
westlichen Zivilisation, um nachher erholt in die sittenstrenge Heimat
zurückzukehren.
1000 Milliarden in einer Stadt
In
der jüngsten Vergangenheit scheint sich aber das Verhältnis der
Scheichs zu Genf verändert zu haben. Zwar kaufen sie sich vermehrt das
eine oder andere Hotel, gleichzeitig beobachtet man in Genf – mit einer
widersprüchlichen Mischung von Erleichterung und Sorge –, dass sich die
Reichen aus dem Nahen Osten selbst immer weniger in Genf zeigen. Die
Kundschaft aus dieser Weltgegend hat lange sehr enge Beziehungen mit den
Genfer Banken gepflegt, doch seit dem 11. September 2001 hat sie der
Rhonestadt grösstenteils den Rücken gekehrt und ist nach Dubai oder
Bahrain abgewandert.
Dieses Fernbleiben konnte dem Ruf des
Genfer Finanzplatzes jedoch nichts anhaben. Noch immer liegen 1000
Milliarden Franken, das heisst ein Drittel der in der Schweiz
verwalteten Gelder, auf Genfer Banken. Da die UBS und die Credit Suisse
einen Grossteil ihrer Geschäfte in Zürich konzentriert haben, tritt Genf
noch stärker als Mekka des Private Banking auf, denn hier sind die
beiden grössten Privatbanken des Landes ansässig. Pictet und Lombard
Odier Darier Hentsch sind beide zweihundert Jahre alt und verwalten
Gelder in der Höhe von 120 respektive 100 Milliarden Franken. Daher
überrascht es nicht, dass der Genfer Pierre Mirabaud Präsident der
Schweizerischen Bankiervereinigung ist. Oder dass die Genfer
Bankenkreise zu den glühendsten Verfechtern des Bankgeheimnisses
geworden sind.
Der Banken- und Finanzsektor, der mehr als 30000
Personen beschäftigt, umfasst 130 Banken, 1700 Finanzgesellschaften und
550 Vermögensverwalter. Er ist ein Hauptpfeiler der Finanzierung der
Republik Genf. Man weiss, dass Privatbankiers juristisch als natürliche
Personen gelten, was sich mit einer Zahl veranschaulichen lässt: 377
Genfer, deren steuerbares Einkommen über einer Million Franken liegt,
erbringen 17,2 Prozent der gesamten Steuereinnahmen, die bei natürlichen
Personen erhoben werden.
Unbehagen im Schlupfloch
In
den Jahren, in denen an der Börse Euphorie herrschte (1999 bis 2001),
liess sich Genfs Wohlstand am Verhalten der jungen Banker ablesen, die
weniger streng und calvinistisch sind als ihre Vorfahren. Daher wurde
der Audi TT zum Symbol des erfolgreichen Jungbankers schlechthin: ein
teurer Sportwagen mit lässigem Look und ohne Komplex. Als aber die Krise
über die Finanzmärkte hereinbrach und die Banken mehrere hundert Leute
entliessen, wechselten die jungen Banker vom schönen TT zum Mini Cooper
S, der immer noch schick genug ist.
Ungeachtet des
konjunkturellen Auf und Ab bleibt offensichtlich: Genf ist reich. Dazu
muss man sich bloss die vielen Millionäre, die am Seebecken wohnen, vor
Augen halten. Ein paar Daten: 1260 Ansässige geben ein steuerbares
Vermögen von mehr als fünf Millionen Franken an, 1088 eines zwischen
drei und fünf Millionen Franken, und 5490 Personen verfügen über ein
steuerbares Vermögen zwischen einer Million und drei Millionen Franken.
Trotz
anderslautender Rhetorik: Selbst Linke sind sich bewusst, wie wichtig
die Reichen für Genf sind. Und kaum jemandem käme es in den Sinn, die
Reichen (noch mehr) belasten zu wollen. Für manche gelten die Steuern
sogar als sehr vorteilhaft: Französische Tennischampions suchten als
Erste die gediegene Ruhe des Genfersees auf, auch wegen der freundlichen
Steuerbehörden, die für sie gerne ein Steuerabkommen aushandeln. Die
Nummer eins im Frauentennis, Amélie Mauresmo, hat sich in Genf
niedergelassen. Genauso wie ihre Landsleute Arnaud Clément, Guy Forget,
Henri Leconte und Fabrice Santoro. Mehrere Persönlichkeiten aus dem
französischen Showbusiness haben den Reiz Genfs ebenso entdeckt. In
sicherer Distanz zum glitzernden und hektischen Betrieb der Metropole
Paris können sie sich hier sicher fühlen vor den Medien, den Groupies
und Fans, die sie in Paris dauernd belästigen. Der Sänger Charles
Aznavour zum Beispiel hat den Journalisten schon einmal erklärt, warum
es ihn an den Genfersee gezogen hat: «Die Luft ist rein, die Umgebung
herrlich, und man kann hier ein unauffälliges Leben führen.» Was Genf
für ihn ist? Ein Paris in der Provinz. Die Schauspieler Alain Delon – er
hat 1999 die Schweizer Staatsbürgerschaft erhalten – und Isabelle
Adjani vervollständigen das Bild eines internationalen Genf: Sie glänzen
auf den Bühnen und Bildschirmen Frankreichs und erholen und verkriechen
sich dann in der Genfer Diskretion.
Doch trotz der
Prachtentfaltung der Fêtes de Genève, die wie jeden August in einem
Feuerwerk gipfelten, trotz der scheinbaren Unbeschwertheit, trotz der
Fassade des satten Wohlstandes in einem Kanton mit einem bestens
entwickelten Dienstleistungssektor – trotz alledem: Im Stadtstaat am
Ende des Sees breitet sich der Missmut aus. Es gibt dafür mehrere
Gründe. Erstens die Krise innerhalb einiger politischer Parteien.
Zweitens der Unwille, den Genfer Realitäten ins Gesicht zu sehen. Wer in
Genf wohnt, hat weiterhin nicht den Eindruck, an einem besonders
schlecht gestellten Ort zu leben. Mit seinem bedeutenden Banken- und
Finanzsektor bleibt der Kanton wohlhabend trotz der sieben Prozent
Arbeitslosen, die ihm in dieser Statistik den schweizerischen
Spitzenplatz sichern. Dennoch: Zahlreiche Indikatoren lassen eine
Verschlechterung des politischen Klimas befürchten. Das Genfer Unbehagen
– worin immer es auch begründet sein mag – droht sich in eine ernste
und dauerhafte Krise der Institutionen zu verwandeln.
Verbale Entgleisungen
Eine
gute Illustration dafür liefert die Funktionsweise des Grossen Rates,
der kantonalen Legislative. «Das Gremium konzentriert sich aufs
Nebensächliche, weil es die wichtigen Dinge nicht mehr an die Hand
nehmen kann», meint Pierre Maudet, der Vizepräsident des Genfer Parti
radical. Obwohl sich die unbehandelten Geschäfte anstauen, hat die
kantonale Legislativbehörde bis zu diesem Frühjahr nicht gezögert,
mehrere Stunden der jeweils ersten Sitzung für dringende mündliche
Anfragen zu reservieren. Das Resultat war die schlichte Logorrhö. Mit
manchmal denkwürdigen Séancen. So haben sich die Volksvertreter am 25.
April 2002 über drei Stunden mit 35 Interpellationen beschäftigt. Die
Themen waren von den unmittelbaren Sorgen des Genfer Bürgers
gelegentlich ziemlich weit entfernt. Es ging zum Beispiel darum, ob
Henry Kissinger als ehemaliger Berater von Präsident Nixon zur Persona
non grata erklärt werden solle. Oder ob man im Guardian, in der Seattle
Times und in Le Monde einen «Appell an die Bürger der Welt» lancieren
soll, um sich den Versuchen zum Ausbau der WTO entgegenzustellen. Heute
ist die mündliche Interpellation zwar abgeschafft worden, doch die
Volksvertreter haben bereits Wege gefunden, das Disziplinierungsmittel
zu unterlaufen. Sie stellen jetzt regelmässig Dringlichkeitsanträge, um
die als zu einschränkend empfundene Tagesordnung auf den Kopf zu
stellen.
Die Länge der Grenze, die Genf mit Frankreich teilt,
beträgt 103 Kilometer, diejenige mit dem Waadtland 4,5 Kilometer.
Angesichts dieser Tatsache geben selbst die Kantonsräte zu, dass die
Redekunst der Grande Nation nicht ohne Einfluss auf die Politiker
bleibt. Am Lac Léman spielen grosse Worte eine dominierende Rolle. Sie
sind ein probates Mittel, politisch wahrgenommen zu werden. Man kann
sich davon überzeugen, wenn man den Sitzungen des Grossen Rates
beiwohnt. Verbale Entgleisungen stehen auf der Tagesordnung und dürften
auf die Zuschauer des lokalen Fernsehsenders Léman Bleu einen eher
desillusionierenden Effekt haben. «Korrupt», «Halt die Klappe»,
«Lügner»: Alle Register werden gezogen.
Ein Kommunist regiert
Zur
kulturellen Nähe mit Frankreich kommt eine Polarisierung der Genfer
Parteienlandschaft, die stärker ist als in anderen Kantonen. Obschon die
extreme Linke (Alliance de gauche) sechs Sitze verloren hat und nur
noch dreizehn der hundert Mitglieder des Grossen Rates stellt, bleibt
sie entschlossen, eine Politik des Bruchs mit den offiziellen
Institutionen zu betreiben, selbst wenn sie dafür in manchen Fällen mit
der UDC (Westschweizer SVP) stimmen muss. Trotz schwindenden
Wähleranteils gelingt es ihr immer noch, die Sozialdemokraten in eine
Nebenrolle abzudrängen, obwohl Letztere bei den jüngsten nationalen
Wahlen zur zahlenmässig stärksten Genfer Partei geworden sind. Als
tonangebend erscheinen schon eher die Grünen, die in den letzten Jahren
kontinuierlich zulegen konnten.
Die Stadt Genf ist zwar ein
Wirtschaftsplatz, aber sie besitzt weiterhin eine starke Verankerung im
linken Spektrum, dem vier von fünf Regierungsmitgliedern angehören. Die
Linksausrichtung der Genfer Stadtbewohner ermöglicht es der Exekutive,
ohne Schwierigkeiten wiedergewählt zu werden – auch wenn ihr
Leistungsausweis ziemlich dubios ist: Im Jahr 2002 wurde der Stadtrat
André Hediger das vierte Mal zum Bürgermeister von Genf gewählt. Als der
kommunistische Politiker Präsident der Betriebsgesellschaft des Genfer
Kasinos war, wurde der Antrag auf eine eidgenössische Konzession so
schlecht vorbereitet, dass Genf seinen Glücksspieltempel schliessen
musste. Nicht ganz unbegründet: André Hediger hatte es leider versäumt,
auf die Briefe der Eidgenössischen Spielbankenkommission zu antworten.
Was den Stiftungsrat des Genfer Stadions betrifft, den Hediger jahrelang
präsidierte, so trat er überstürzt zurück, als man entdeckte, dass ein
Loch von elf Millionen in der Kasse klaffte. Heute ist André Hediger
immer noch Mitglied der städtischen Exekutive.
Auf der rechten
Seite führte der Durchbruch der UDC bei den kantonalen Wahlen (zehn
Sitze) zu einem Schock. Das Gros ihrer Truppen rekrutiert sie aus
enttäuschten Stammwählern anderer Parteien und den ehemaligen
Mitgliedern von Vigilance, einer rechtsbürgerlichen Bewegung der
siebziger und achtziger Jahre. Obschon Vigilance 1985 im Grossen Rat 19
Sitze eroberte, blieb der Erfolg kurzlebig und auf Genf beschränkt. Die
Etablierung der UDC am oberen Ende des Léman scheint hingegen auf Dauer
angelegt zu sein. Zwar kann man nicht behaupten, dass ihr politisches
Personal brillant sei, aber die Unterstützung aus der eidgenössischen
Zentrale gibt ihr eine Breitenwirkung, die sie in Genf alleine nie
erzielen könnte.
Innerhalb der Rechten herrscht deshalb nun Krieg
aller gegen alle. Verschärft wird die Situation durch das Genfer
Privileg, gleich über vier Rechtsparteien zu verfügen: die
Christdemokraten, die Freisinnigen (Radicaux), die Liberalen und die
UDC. Die beiden Erstgenannten kämpfen ums Überleben, während Letztere
sich die Rolle der führenden Rechtspartei streitig machen. Erstmals ist
es der UDC bei den eidgenössischen Wahlen gelungen, die Liberalen vom
ersten Platz zu verdrängen: eine kleine Revolution. Als weiterer
Dammbruch muss betrachtet werden, dass der Parti radical, der unter der
Ägide von James Fazy das moderne Genf in der Mitte des 19. Jahrhunderts
begründet hat, seit 2001 nicht mehr im Regierungsrat vertreten ist.
Heute stellt sich die Frage, ob er die nächste Bewährungsprobe an der
Urne überleben wird. Gewiss scheint nur, dass die Probleme auch durch
das Verschwinden einer der vier Rechtsparteien nicht gelöst werden. Die
Genfer UDC ist stark vom blocherschen Geist geprägt und könnte jetzt
stagnieren. Verschwinden wird sie nicht. Die drei übrigen
Rechtsformationen werden neue Kompromissformeln finden müssen. Bis anhin
beschränken sich jedoch die Perspektiven für eine eventuelle Annäherung
auf die Vorschläge der Arbeitsgruppe Colibri, die Konzepte für eine
allfällige Allianz von Liberalen und Radikalen ausarbeitet. Allerdings
scheint ein Zusammengehen desto unwahrscheinlicher, je näher das Datum
der kantonalen Wahlen vom Herbst 2005 heranrückt.
Erdrückende Schuldenlast
Der
Staat Genf geriet im letzten Juni an den Rand einer schweren
institutionellen Krise. Beinahe hätte man ein Haushaltsjahr ohne Budget
zubringen müssen. Für die Schweiz wäre dies eine Premiere gewesen. Der
tiefgespaltene Regierungsrat benötigte mehr als sechs Monate, um ein
nachgebessertes Budget vorzulegen, das von der Mehrheit des
Kantonsparlaments jedoch im Dezember wiederum als zu verschwenderisch
abgelehnt wurde. Schliesslich haben Regierung und Parlament knapp zehn
Monate gebraucht, um das anfängliche Defizit des Haushaltsjahres 2004
von 550 auf 329 Millionen Franken zu reduzieren.
Es ist
zweifelsohne der Aussicht auf die Grossratswahlen 2005 zu verdanken,
dass die Parteien der rechten Mehrheit schliesslich ein immer noch stark
defizitäres Budget genehmigten, aber die Probleme wurden nicht gelöst.
Sie sind zunächst einmal finanztechnischer Natur. Der Kanton trägt eine
Schuldenlast von zwölf Milliarden Franken, die nach Ansicht von Experten
im Zeitraum der nächsten drei Jahre auf fünfzehn Milliarden steigen
könnte, falls die Zinssätze nach oben gehen. Wenn man die
Maastricht-Kriterien, welche die Verschuldung theoretisch auf maximal 60
Prozent des Bruttoinlandprodukts begrenzen, auf Genf und seine
kumulierten Rückstände anwenden würde, dann fände sich der Kanton unter
den am schlechtesten klassierten europäischen Volkswirtschaften wieder.
Auch nach der europäischen Osterweiterung.
In der heutigen Phase
der Budget-Ungewissheiten surfen die Beamtengewerkschaften auf einer
Welle der Angst. Um der Rechten und ihrem Sparprogramm entgegenzutreten,
haben einige Lehrer vom Gewerkschaftsbund des öffentlichen Dienstes gar
gedroht, den Schulbeginn nach den Sommerferien zu boykottieren. Wären
diese Pläne konkreter geworden, hätten sich viele Genfer zutiefst
geärgert, denn im Heimatkanton des grossen Pädagogen Piaget ist die
Schule ein heikles Thema. Die Polizisten, die unter chronischem
Personalmangel zu leiden haben, warteten ihrerseits seit über einem Jahr
darauf, dass der Grosse Rat ein Polizeigesetz verabschiedet, welches
ihre Gehaltsbedingungen verbessert. Das Gesetz wurde vor kurzem
verabschiedet, doch gefällt es weder den Politikern noch den Polizisten.
Letztere könnten jedoch versucht sein, vom angespannten sozialen Klima
zu profitieren, um ihre Protestaktionen vom Oktober 2003 zu wiederholen.
600 zornige Polizisten im Streik haben damals einen Trauerzug
organisiert und marschierten zum Rathaus mit einem Sarg, der den Tod der
Ordnungskräfte symbolisieren sollte.
Trauma für die Bewohner
Für
die Linke ist der Service public eine heilige Kuh, unantastbar, die
während der Krise der neunziger Jahre schon genug gemolken worden war.
Für die Rechte zeigt sich der öffentliche Dienst als Kaste von
Privilegierten, die es in Frage zu stellen gilt. Das Ziel scheint
allerdings schwer zu erreichen, wenn man bedenkt, dass Genf der einzige
Kanton ist, der sein Beamtenstatut noch nicht revidiert hat. Als die
Rechte vorschlug, Arbeitsverträge wie in der Privatwirtschaft und
leistungsgekoppelte Gehälter einzuführen – Reformen, die in anderen
Kantonen durchgeführt wurden –, gingen die Linke und die Gewerkschaften
auf die Barrikaden. Momentan verharren beide Lager in einem
Stellungskrieg. Der Soziologe Christophe Zimmermann, Co-Direktor des
Umfrageinstitutes Erasm, liefert folgende Erklärung: «Die Genfer
Mittelschicht hat den öffentlichen Dienst lange Zeit unterstützt und
akzeptierte es, für den hohen Standard auch mehr bezahlen zu müssen.
Heute gibt es eine Spaltung zwischen den Beamten und der Mittelschicht.
Nicht ohne Grund. Die links-zentristische Strömung, die Genf lange
dominiert hat, bricht zusammen. Die jetzige Linke verfügt über keine
Reformkräfte mehr, und die gemässigte Rechte ist nicht fähig, ihr
Programm zu erneuern und zu einer modernen Politik zu finden.»
Ein
Ereignis hat das Genfer Unbehagen stark verschärft: der G-8-Gipfel im
benachbarten Evian im Juni 2003. Die Genfer ärgerte, dass die
Globalisierungsgegner in ihrer Stadt gegen den Gipfel der acht
mächtigsten Staatschefs der Welt protestierten. Zahlreiche
Ausschreitungen führten zur Verwüstung der Genfer Geschäftsviertel. Die
Strassenschlachten, die den Einsatz deutscher Anti-Krawall-Einheiten
nötig machten, wurden zu einem Trauma für die Stadtbewohner. Pierre
Maudet bestätigt diesen Eindruck: «Die Ausschreitungen des G-8 wirkten
auf Genf wie eine überraschende Grossaufnahme, und das Bild, das zum
Vorschein kam, war nichts, womit die Bürger gerechnet hatten.» Obschon
die Demonstrationen keine Todesopfer forderten, haben der Sachschaden
von sechs Millionen Franken und die unerwartete Gewalttätigkeit mancher
Jugendlicher einen Schock ausgelöst. In den ersten Tagen, die auf diese
verrückte Juniwoche folgten, beteuerte die Genfer Polizei
ununterbrochen, dass die Chaoten vorwiegend aus Bern und Zürich
stammten. Die folgenden Abklärungen bewiesen jedoch, dass viele Genfer
beteiligt waren.
Polizisten ausser Kontrolle
Der
G-8-Gipfel hat die gesellschaftliche Veränderung Genfs ans Licht
gebracht und zugleich die Feindseligkeit zwischen Linken und Rechten auf
die Spitze getrieben. Letztere sind empört über die «Kapitulation des
Rechtsstaats» und fordern eine Einschränkung des Demonstrationsrechts.
Es geht in Richtung Nulltoleranz. Die Linke hingegen verteidigt mit
Händen und Füssen ein Recht zur öffentlichen Kundgebung, das bei den
Genfern sozusagen im genetischen Code festgeschrieben ist. Erst nach
Monaten konnte der Dauerkonflikt zwischen der liberalen, sichtlich
überforderten Justizministerin Micheline Spoerri und dem Sozialisten
Charles Beer im Regierungsrat beigelegt werden. Beer ging als neu
gewählter Vorstand des Erziehungsdepartements selber auf die Strasse,
als die Zusammenstösse ausser Kontrolle zu geraten drohten, und
versuchte, zwischen Polizei und Demonstranten zu vermitteln. Seine
Initiative wirkte wie ein rüder Verstoss gegen das
Kollegialitätsprinzip, doch er rechtfertigte seinen Einsatz mit der
Notwendigkeit, in einer Situation, wo sie nicht mehr präsent zu sein
schien, «die Staatsgewalt zu verkörpern».
Die grösste
Systemschwäche der Genfer Institutionen, die der Gipfel in Evian ans
Licht brachte, war jedoch eine andere. Während einiger Tage haben die
politischen Instanzen die Kontrolle über die Polizei verloren. Sie hat
offen rebelliert und den Regierungsrat herausgefordert. Der Präsident
einer Polizeigewerkschaft schreckte nicht davor zurück zu erklären:
«Jetzt sind wir es, die die Einsatzdoktrin definieren. Wir werden uns
nicht mehr mit der Rolle der Blumendekoration zufrieden geben. Wir
werden nichts mehr durchgehen lassen auf der Strasse.»
Das
Entstehen eines Quasi-Staats im Staat wurde von zwei Faktoren
begünstigt. Einerseits hat die Laxheit des letzten Justizvorstandes,
Gérard Ramseyers, zur Entstehung diverser Clans innerhalb der Polizei
geführt, andererseits zeichnet sich auch die politische Haltung von
Micheline Spoerri, der jetzigen Chefin des Justiz- und
Polizeidepartements, nur durch Linienlosigkeit aus. Auch auf andere
Felder erstreckt sich der Clinch zwischen Politikern und Polizisten. Im
Oktober 2003, am Eröffnungstag der internationalen Kommunikationsmesse
Telecom World, hinderte die Genfer Polizei mit einem Bummelstreik den
damaligen Bundespräsidenten Pascal Couchepin daran, pünktlich vor Ort zu
sein und den spanischen König Juan Carlos als Ehrengast zu begrüssen.
Man hätte sich das gerne erspart, denn Genf kämpfte damals gerade darum,
die Telecom-Messe in der Stadt zu behalten. Die Mühe war vergebens.
Jetzt zieht die grosse Messe nach Hongkong um.
Auch in sozialer
Hinsicht hat Genf seine Eigenheiten gepflegt. Während langer Zeit war
der Staat Genf das schweizerische Experimentierfeld für Soziales. Erst
kürzlich haben die Genfer als Erste im Lande eine kantonale
Mutterschaftsversicherung und den Konkubinatsvertrag für homosexuelle
Paaare eingeführt. Angesichts des schweren Budgetdefizits, mit dem der
Kanton heute zu kämpfen hat, scheint das «Genfer Sozialmodell» an seine
Grenzen zu stossen – sowohl was die Ressourcen als auch was die
Opferbereitschaft der Bürger anbelangt. Nach Einführung des neuen, auf
das Bundesgesetz abgestimmten Steuerrechtes sind nun 23 Prozent der
Steuerzahler, d.h. etwa 50000 Personen, von allen persönlichen Abgaben
befreit. Martine Brunschwig Graf zeigt sich beunruhigt über diese
Zahlen. Die Regierungsrätin ist der Ansicht, dass die Abgabenbefreiung
den Steuerzahler von der Wahrung seiner grundlegendsten Bürgertugenden
entbindet. Die liberale Finanzvorsteherin befürchtet, dass diese
Situation zu Spannungen zwischen den Nutzniessern der Sozialleistungen
und der aktiven, zahlenden Bevölkerung führen könnte.
Ausländer ohne Stimme
Genf,
das jedes Jahr 6000 neue Bewohner aufnimmt, erscheint wie ein grosser
Schmelztiegel. Seine Vielgestaltigkeit macht die Seele des Kantons aus,
in dem 38 Prozent Ausländer leben (in der Stadt Genf sind es 44
Prozent). Jetzt allerdings legt der Stadtstaat eine neue Härte an den
Tag. Während der Jura, Neuchâtel und Waadt den Ausländern das
Gemeindestimmrecht gewährt haben, kann sich der Kanton Genf noch immer
nicht dazu durchringen. Es entsteht der Eindruck, dass das Genfer
Integrationsvermögen überschätzt wurde. Auch aussenpolitisch ist eine
gewisse Ernüchterung eingetreten. Im Hinblick auf die EU hat sich die
Europabegeisterung der Genfer abgekühlt. Während 1992 noch 78,2 Prozent
für den europäischen Wirtschaftsraum stimmten, waren im März 2001 nur
noch 41 Prozent der Bürger für die Initiative «Ja zu Europa».
Der
ewige Antagonismus zwischen der Stadt und dem Kanton Genf leistet einen
substanziellen Beitrag zur Genfer Misere. Der Ursprung der Spannungen
zwischen den beiden Gebietskörperschaften liegt weit zurück. Zu
ernsthaften Verstimmungen ist es jedoch erst 1999 gekommen. Damals
erfuhren die Genfer Gemeinderäte aufgrund einer Indiskretion aus der
Presse, dass die Regierung dabei war, eine Fusion von Stadt und Kanton
zu projektieren. Die schlechten Beziehungen haben verhängnisvolle
Folgen. Ein Beispiel ist die Neugestaltung des Cornavin-Platzes beim
Bahnhof. Der ehemalige Stadtpräsident und heutige Stadtrat Christian
Ferrazino legte Anfang Juli Rekurs ein gegen das kantonale Departement
des Innern, der Landwirtschaft und der Umwelt. Motiv der Einsprache:
Ferrazino wünschte, dass der Platz eine Zone wird, «wo der Fussgänger
König ist und wo die Geschwindigkeit der Autos auf 20 km/h beschränkt
bleibt». Der Kanton aber hält an einer Zone mit Tempo 30 und
Vorfahrtsrecht für Personenwagen fest. Das Gezänk, das nun kurz vor
Abschluss der Bauarbeiten ausgebrochen ist, scheint unerheblich. Es
erklärt jedoch, weshalb dieses Projekt, das zunächst auf 25 Millionen
budgetiert war und dann in aller Heimlichkeit auf 6 Millionen
eingedampft wurde, nach Ansicht der Benutzer ein stadtplanerischer
Fehler ist. Weder Fussgänger noch Autofahrer sind mit dem neuen
Bahnhofsplatz zufrieden. Auch sonst herrscht Rivalität: Als im Jahr 2002
mehrere zehntausend Schüler aus dem ganzen Kanton am Genfer Expo-Tag
teilnahmen, wurde die Veranstaltung als «kantonale Angelegenheit» von
der Stadtexekutive boykottiert.
Grenzstreit zwischen Stadt und Kanton
Vor
dem Hintergrund der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung erscheint
die Rollenverteilung zwischen Stadt und Kanton als derart unangemessen,
dass sie die Volksvertreter zu Verantwortungslosigkeit geradezu
ermuntert. Während die Ressourcenknappheit immer dramatischer wird,
verteidigt man weiterhin eine sehr beschränkte Auffassung des jeweiligen
Zuständigkeitsbereichs. Bei der Projektierung des Genfer Stadions und
des Messezentrums (Palexpo), das insbesondere auch den Automobil-Salon
beherbergt, kam es sogar so weit, dass sich die Verantwortlichen in
Spitzfindigkeiten über Grenzverläufe verloren. Weil die beiden grossen
Bauvorhaben «nicht im strikten Sinne auf dem Gebiet der Gemeinde Genf
liegen, obliegt es ihr nicht, sich finanziell zu beteiligen», erklärte
Ferrazino kürzlich.
Dieselbe Attitüde widerspiegelt sich in der
Rolle, welche in Genf die jeweiligen Bürgermeister glauben einnehmen zu
müssen. Sie scheinen sich für die Entwicklung ihrer Agglomeration nur
wenig zu interessieren. Kein Vergleich mit dem Einfluss, den die
Bürgermeister von Lausanne und Fribourg, Daniel Brélaz und Dominique de
Buman, in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet ausgeübt haben. In Genf fühlt
sich der Stadtpräsident aufgrund der Geschichte und der internationalen
Aura als Träger einer grossen Mission, hauptsächlich dazu berufen, sich
den grossen Fragen des Weltgeschehens zu widmen. Es ist sicherlich
lobenswert, dass es Ferrazino gelungen ist, mit Senegals Präsidenten
Wade ein Abkommen zur Schaffung eines informationstechnologischen
Solidaritätsfonds zu schliessen. Beunruhigend scheint hingegen, dass der
gleiche Ferrazino sich nie mit einer richtungweisenden Rede zur Region
Genf hören lässt. Es scheint ihn nicht zu interessieren.
Auch zu
Bern ist das Verhältnis kompliziert – um es vornehm auszudrücken.
Einerseits beschwert man sich darüber, dass die Berner Beamten die
Genfer Realitäten nie richtig verstehen. Man gefällt sich in der Rolle
des Opfers der föderalistischen Entscheidungen. Andererseits ist es die
mangelnde Präsenz auf Bundesebene, der Genf seine «Berner Niederlagen»
zu verdanken hat. Ein Beispiel? Genf hat schon 1912 mit dem Bund eine
Vereinbarung getroffen, wonach eine neue Eisenbahnstrecke den Bahnhof
Cornavin mit Annemasse im benachbarten Frankreich hätte verbinden
sollen, doch fast ein Jahrhundert lang hat der Kanton die Sache ruhen
lassen. Ausgerechnet heute, wo die Bundesfinanzen in verzweifelter Lage
sind, zeigt man sich plötzlich empört, von Bern «im Stich gelassen
worden zu sein». Manchmal ringt sich Genf aber doch auch dazu durch,
seine tiefe Verbundenheit mit der Schweiz unter Beweis zu stellen. Es
war wohl kaum Zufall, dass der Genfer Tag an der Expo 02 zu den besten
und kreativsten gehörte.
Einmalige Geschichte
Heute
scheint Genf am Scheideweg zu stehen. Es ist denkbar, dass der Kanton
sich in den institutionellen Blockaden verbeisst und sich die bisher
guten Rahmenbedingungen verschlechtern werden. Die schwere Wohnungskrise
ist für den Genfer Wirtschaftsstandort eine tickende Bombe. Die Polemik
um den Ikea-Konzern, der fünf Jahre warten musste, bevor er endlich das
Projekt einer Filiale in der Genfer Gemeinde Vernier verwirklichen
konnte, ist als Warnung zu betrachten. Doch der Kanton kann ebenso gut
sein fantastisches Potenzial als Wachstumsmotor der Region fruchtbar
machen. Genf verfügt über grossartige Trümpfe: eine Wirtschaft, die dank
der Banken und internationaler Konzerne wie Serono blüht, ein
Flughafen, der sich nach der Aufgabe von Cointrin durch die Swissair
1996 gut gefangen hat, eine internationale Aura, die keine andere
Agglomeration dieser Grösse für sich geltend machen kann. Dank der in
starken Wachstumsphasen sehr dynamischen Fiskalpolitik verfügt der Staat
Genf über finanzielle Ressourcen, um die andere Kantone ihn beneiden.
Genf,
das der Soziologe Bernard Crettaz als beinahe «extraterritoriales»
Gebilde beschreibt, hat im Übrigen auch eine einmalige Geschichte. Die
Stadt beherbergte zu Beginn der zwanziger Jahre den Völkerbund. Heute
ist das nur zwei Schritte vom See entfernte Palais Wilson der Sitz der
Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen. Einen Steinwurf davon
befindet sich die Zentrale der WTO. Etwas weiter, gleich beim «Hotel
Intercontinental», steht der Palais des Nations, der den europäischen
Hauptsitz der Uno beherbergt. Die zahlreichen internationalen
Organisationen steuern jährlich knapp 4 Milliarden Franken zum Genfer
Wirtschaftsleben bei. Mit seiner kosmopolitischen Vielseitigkeit kann
Genf eine wichtige Rolle spielen für die Eidgenossenschaft. Micheline
Calmy-Rey ist sich als ehemalige Genfer Regierungsrätin dessen wohl
bewusst. In ihrer jetzigen Funktion als Aussenministerin setzt sie sich
dafür ein, dass das internationale Genf nicht zu einer schönen
Reminiszenz wird, sondern dem ganzen Land zugute kommt.
Nur schon
durch das schlichte Anderssein kann Genf einen Beitrag leisten, selbst
wenn seine Besonderheiten gelegentlich bei den übrigen Eidgenossen auf
Kritik stossen. Die waadtländischen Nachbarn zum Beispiel werden auch
weiterhin den «grossmäuligen Angebern, die nichts belehren kann, die
keine Autorität respektieren und denen es häufig an Schweizertum
mangelt», den Kopf abschneiden wollen. Doch so ist eben das Genfer
Paradox.
Aus dem Französischen von Daniel Binswanger und Markus Hediger